Von Kaitlin Young
In den vergangenen Jahren wurde mir unzählige Male Fragen gestellt über die Schwierigkeiten meiner Profession, oder genauer gesagt, die Schwierigkeiten für Frauen in das Kämpfen einzusteigen. Es gibt Zeiten für Frauen, die ätzen sein können, wie offensichtlicher Sexismus, Gewichtmachen mit unpassenden Hormonzyklen, oder Schwierigkeiten ein Oberteil zu finden, das beim Kampf nicht ungünstig verrutscht. Auf jeden Fall, aber sie sind überwindbar. Die richtige Antwort zu diesen Fragen, sind mir gestern Nachmittag beim Laufen eingefallen. Ich dachte über verschiedene Wiederstände nach, manchmal subtil manchmal offen, die wir von Freunden, Familie, Trainingspartnern und sogar Trainern bekommen. Das Schwierigste ist nicht das Gewichtmachen, Training oder die Zeit, in der man weg von Zuhause bleibt. Das Schwierigste darin eine Kämpferin zu sein, ist, dass unser Leid anderen Menschen unangenehm ist.
Leiden gehört zur Entwickelung
In einer langen Karriere muss man Gewicht machen oder manchmal krank, verletzt oder sonst irgendwie benachteiligt Kämpfen. Es ist wichtig, dass die erste Erfahrung mit diesen Schwierigkeiten nicht am Kampftag ist. Man muss sich daran gewöhnen, und Gewohnheiten werden durch Wiederholungen entwickelt. Leid ist der Grundstein von Stärke, ob man Kämpfer ist oder nicht. Das ist die Wahrheit nicht nur für den Körper, aber auch für den Geist. Die alte Behauptung, dass einen Kampf zu 90% im Kopf stattfindet, stimmt zur 100%.
In unserer Kultur mögen wir es nicht Frauen leiden zu sehen. Und nicht nur die Männer, Frauen versuchen auch sich in die Quere zu stellen. Viele erkennen ihre Gedanken und Aussagen nicht als das was sie sind. Sie glauben, dass sie nur „nett“ seien. Das Problem ist, sie berauben Frauen die Chance Stark zu werden. Es nimmt uns die wichtigen Momente, um gegen Widrigkeiten anzukämpfen. Für eine Kämpferin ist es das schlimmste was man stehlen kann.
Das Problem mit einigen „frauenfreundlichen Gyms“
Ich kann nicht mehr zählen wie viele „frauenfreundliche“ Gyms, die ich im Laufe der Jahre besucht habe, und die Abweichungen zwischen den Standards der Frauen- und Männertraining miterlebt habe. Ich habe schonmal Gewichte für einen Lauf geholt, dann wurde mir gesagt, dass die Kämpferinnen keine Gewichte brauchen. Ich wurde schon von einem Körperschlag zum Boden geschickt, mein Sparringspartner (Profikämpfer!) fing danach an zu weinen, weil er sich so schlecht fühlte. Ich lag dabei auf dem Boden, musste ihn aber zwischen schmerzhaften Atemzügen Beruhigen, weil ich wusste, dass wenn er danach ein schlechtes Gewissen bekommen würde, hätte ich Probleme in der Zukunft gute Runden mit ihm zu machen. Selten habe ich Trainingseinheiten erlebt, wo Kämpferinnen über ihre emotionale Grenze getrieben werden und gezwungen weiter zu machen wie bei den Männern. Bevor die ersten Tränen Fallen nimmt der Druck ab. Kompletter Scheiß! Ich rede gerade nicht von sinnlosem Training mit hohem Verletzungsrisiko. Die Tatsache ist, dass in den meisten Fällen, Durchmachen optional ist für Frauen, und nicht selbstverständlich, und sobald sie sich durchkämpfen müssen, wird das Tempo runtergeschraubt. Leute vermeiden es zu oft Frauen traurig, wütend oder frustriert zu machen, auch wenn es zu ihrem Vorteil wäre.
Um den gleichen Druck zu bekommen, den die männlichen Kämpfer aushalten müssen, muss eine Kämpferin bereit sein den Druck selbst zu erzeugen. Dafür muss sie eine besondere Art von Mensch sein. Sie muss nicht nur eine schwere Last tragen, aber auch darauf beharren, dass diese niemand für sie abnimmt. Viele Männer würden auch dabei scheitern. Zu ihren Vorteil, müssen sie aber keine „Helfer“ ablehnen, die genau das wegnehmen würden, was sie am meisten brauchen. Es ist normal den einfacheren Weg zu suchen, wenn man an seine Grenze kommt. Unser Gehirn ist dafür ausgerichtet Bequemlichkeit zu suchen. Wir vollen Entlastung von schweren Aufgaben. Diese schweren Aufgaben werden viel schwieriger zu vollenden, wenn man ständig Befreiung angeboten bekommt. Wenn eine Kämpferin weiter gepusht werden will, muss sie in vielen Fällen ganz genau auf ihre Ausdrücke achten, damit es für niemanden so unangenehm wird zuzuschauen, sodass sie Hilfe anbieten. Manchmal ist es richtig scheiße eine Kampfvorbereitung durchzuziehen. Es ist körperlich und geistig anspruchsvoll und es wird nur noch schlimmer, wenn alle um dich herum durch ein permanentes Lächeln beruhigt werden müssen, damit sie die Klappe halten und dich bei deinem Training, Gewichtmachen usw. in Ruhe lassen.
Ein Problem bei der Bewertung von Wettkampfleistungen
Wenn eine Kämpferin gegen eine andere verliert, die größer, schwerer oder athletischer war, heißt es, dass die Gegnerin „zu groß“ war oder das es unfair sei. Ach, das arme Mädchen. Schlimmer wird es mit Blut oder Verletzungen dazu. Sie wird als hilfloses Opfer gesehen. Dasselbe Mitleid hört man nicht bei Männern, die von ihrem Gegner dominiert werden. Wenn sein Gegner größer ist, aber immer noch sein Gewicht geschafft hat, ist er ein Tier für seine Gewichtsklasse, kein Schummler, der nur einfache Kämpfe sucht. Sportliche und Größenachteile sind regelmäßig überwunden in dem Sport. Eine Kämpferin als Opfer statt als kompetenten Athleten darzustellen, der verloren hat, ist eine große Beleidigung.
Dieses Phänomen ist nicht auf die Welt von Kampfsportarten begrenzt. Es ist auch in die Reaktion beim Frauenfußball. Die US-Mannschaft ist so gemein! Warum haben sie Spaß daran die anderen so zu blamieren?! Erstens ist es kein Dorfverein. Sie spielen nicht für Pokale, sondern für ihren Lebensunterhalt. Es geht um die besten Spielerinnen der Welt. Die Mannschaften, die dominiert werden, brauchen keine weißen Ritter im Internet, die ihre Ehre verteidigen. Sie brauchen die Erfahrung schlecht zu verlieren, um besser zu werden. Sie sollten sich mal blamieren und sich angepisst fühlen und diese Gefühle benutzen, um sich zu motivieren. Sie werden danach härter trainieren und mehr Unterstützung für Frauenfußball in ihrem Heimatland verlangen. Der Feind ihres Erfolgs ist nicht die überlegene Mannschaft, die denen zeigt, dass es Luft nach oben gibt. Der Feind sind die Leute, die den Druck reduzieren wollen und die, die das schon die ganze Zeit machen.
Die Frage des Ruhestands
Ich glaube das ist der Hauptgrund, warum Kämpferinnen ständig gefragt werden, wann sie mit dem Sport aufhören wollen, auch wenn sie wichtige Kämpfe gewonnen haben oder unverletzt aus einem Kampf rauskommen. Männer werden hingegen gefragt, ob sie zurückkehren wollen, nachdem sie die Handschuhe aufgehängt haben. Bei der Frage des Ruhestands geht es weniger um Sorgen um den Kämpfer, sondern vielmehr darum, dass Leute das Leid des Kämpfers nicht mehr sehen wollen.
Die Abneigung gegen weibliches Leiden der Effekt auf Menschen führte dazu, dass viele Kämpfe zu früh beendet wurden und beraubte Frauen um Erfahrung und Geld. Dies kommt in Karrieren unzähliger Kämpferinnen in die Quere, weil sie noch nie richtigem Druck im Training begegnet sind und erst im Kampf lernen mussten, wie sie damit umgehen sollen. Dies führt dazu, dass viele Beziehungen, romantischer oder sonstiger Natur, für Frauen in diesem Sport beschädigt wurden. Da ist kein direkterer Weg jemanden als inkompetent zu bezeichnen als zu sagen, dass sie ihre Ziele nicht mehr verfolgen sollten. Wenn man für einen Moment darüber nachdenken würde, wäre das offensichtlich, aber wir Menschen sind fehlerhaft und sprechen, oft ohne zu denken. Wenn es jemandem nicht gut geht, sollten man Unterstützung anbieten, und nicht Hilfe Emotionen zu bewältigen in Bezug auf ihre schwierige Zeit. In und außerhalb des Gyms ist dieses soziale Labyrinth auf jeden Fall der schwierigste Aspekt eine Kämpferin zu sein.